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"Ohne die vielen Freiwilligen würde die Tafel nicht funktionieren."

ZISCHUP-Interview mit Rheinfelder-Tafel-Leiter Harald Höhn

Harald Höhn, 70 Jahre, aus Degerfelden ist Ladenleiter der Tafel in Rheinfelden. Wie der Laden geführt wird und was die Aufgaben der Tafel sind darüber sprach er mit Natalie Moisescu, Schülerin der Klasse 9a des Georg-Büchner-Gymnasiums

ZISCHUP: Sie sind ehrenamtlicher Mitarbeiter der Hilfsorganisation Rheinfelder Tafel. Wie groß ist die Organisation und was ist das?

Höhn: In ganz Deutschland gibt es ungefähr 940 Tafelläden. Unser Bereich, in dem wir die Möglichkeit haben, Ware zu  bekommen, geht von Grenzach bis Rheinfelden. Als Mitarbeiter haben wir an die 30 Ehrenamtliche, die in ihrer Freizeit in dem Laden aushelfen, ohne Bezahlung. Dann arbeiten bei uns noch fünf Ein-Euro-Jobber sowie Leute, die bei uns eingestellt sind, wie Straftäter, und ganz wichtig: einige Jugendliche, beispielsweise von der Eichendorffschule, auf freiwilliger Basis oder auch durch ein Praktikum. Jugendarbeit ist uns sehr wichtig. Ohne die vielen Freiwilligen würde die Tafel nicht funktionieren.

Die Tafel ist eine selbstständige soziale Einrichtung, deren Sinn es ist, Leute, die in Schwierigkeiten sind, zu unterstützen, sprich Hartz -IV-Empfänger, Flüchtlinge und auch Rentner, und sie mit Lebensmitteln zu versorgen, die sie bei uns günstig einkaufen können. Lebensmittel bei uns kosten ungefähr 10 bis 20% des eigentlichen Wertes. Also die sozial Schwächeren zu unterstützen, das ist die Aufgabe. Die Tafel finanziert sich hauptsächlich durch Spenden, das Einkommen durch den Verkauf der Lebensmittel macht nur einen kleinen Teil aus.

ZISCHUP: Was sind Ihre Aufgaben als Mitarbeiter der Tafel und wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Höhn: Ich bin von Anfang an als Helfer dabei und jetzt seit acht Jahren der Ladenleiter der Tafel. Ich kümmere mich um die Organisation der Spenden und die Beschaffung der Ware. Außerdem halte ich den Laden am Laufen, sorge dafür, dass immer genügend Mitarbeiter da sind und helfe den Leuten, auch z.B. beim Formulare ausfüllen. Wir öffnen für die Kunden mittags, an manchen Tagen auch schon vormittags.

Die Tafel ist eigentlich wie ein ganz normaler Laden. Ich komme morgens hin, schaue, ob alles in Ordnung ist und fahre dann los, um Ware zu besorgen. Wir sind keine Vollversorger und mehr oder weniger vom Angebot der Läden abhängig. Wenn wir beispielsweise keine Milch von den Läden bekommen, können wir an diesem Tag auch keine Milch anbieten.

ZISCHUP: Welche Geschäfte beteiligen sich an der Tafel und welche Lebensmittel bekommen Sie?

Höhn: Man könnte sagen alle Geschäfte von Rheinfelden bis Grenzach, z.B. Penny, Hieber, Heizmann, Rewe usw.

An Lebensmitteln bekommen wir eigentlich alles. Am besten ist die Tiefkühlware, aber wir haben natürlich auch Gemüse, Obst, Fisch, usw. Wir bieten die Lebensmittel auch nur an, wenn sie in gutem Zustand sind.

ZISCHUP: Wie können Sie sicher sein, dass nur die Leute, die Hilfe nötig haben, auch Hilfe bekommen?

Höhn: Bei uns ist es so, dass die Leute mit ihren Unterlagen von ihrem Einkommen zum Rathaus gehen müssen, wo sie dann einen Ausweis mit Passbild und allem bekommen, mit dem sie dann berechtigt sind bei uns einzukaufen.

ZISCHUP: Was ist das Schönste an Ihrer Arbeit und was bewegt Sie dazu, weiterhin bei der Tafel zu helfen?

Höhn: Wenn man den Leuten helfen kann und ihnen durch die günstigen Preise unserer Lebensmittel den Freiraum bieten kann, sich auch einmal eine Kugel Eis leisten zu können oder Ähnliches, das macht einem dann Spaß. Es ist schön, die Leute zufrieden zu sehen. Außerdem wäre die Kriminalität in der Stadt wahrscheinlich höher, wenn die Leute nicht die Möglichkeit hätten, bei der Tafel für weniger Geld an die nötigen Lebensmittel zu kommen.

ZISCHUP: Wenn bei Ihnen jemand Neues mitmachen möchte,  wie kann diese Person zu Ihnen Kontakt aufnehme,  und braucht sie bestimmte Vorkenntnisse?

 Höhn: Per Handynummer oder auch per E-Mail ist es möglich, sich als Helfer anzumelden; Vorkenntnisse braucht man keine, man muss nur anderen Menschen helfen wollen und in seiner Freizeit im Laden aushelfen können.

Natalie Moisescu, Klasse 9a, Georg-Büchner-Gymnasium Rheinfelden