Vortrag des Neonazi-Aussteigers Christian Weißberger im Jugendhaus in Rheinfelden
Am 21.06.2023 fand durch eine Kooperation des Jugendhauses Rheinfelden und des Georg-Büchner-Gymnasiums ein Vortrag des Neonazi-Aussteigers Christian Weißgerber mit über 100 Schülerinnen und Schülern aus den Klassenstufen 9, 11 und 12 statt.
Bild von Stefania Leonova
Um 14:40 Uhr begann der Vortrag mit einer kurzen Begrüßung des stellvertretenden Schulleiters des Gymnasiums Herrn Hauser. Daraufhin begann Herr Weißgerber damit, den Schülerinnen und Schülern zu erklären, was Rechtsextremismus laut der wissenschaftlichen Forschung hierzu überhaupt sei und geite ihnen dabei auch auf, welche Gruppierungen es in diesem Spektrum gibt. Laut ihm sehe man im Normalfall nämlich nur einen kleinen Teil des Rechtsextremismus in Deutschland, da ein großer Teil im Verborgenen abliefe. Des Weiteren wies er in seinem Vortrag auch auf die AfD hin und erklärte, wie diese Partei und vergleichbare politische Organisationen Arbeit für rechtsextreme Menschen beschaffen würden, die z.T. auch aus Steuergeldern bezahlt werde. Außerdem erläuterte er, wie kriegerische Ideologien von z.B. ukrainischen oder russischen Neonazis verbreitet werde. Herr Weißgerber führte daraufhin auch aus, dass man an der Kleidung nicht erkennen könne, ob jemand ein Neonazi oder Rechtsextremist sei oder nicht. Er beschrieb, dass Rechtsextremismus ein gesamtgesellschaftliches Problem sei und es diesen nahezu überall gäbe. Obwohl er selbst im Osten in ärmeren Verhältnissen aufgewachsen ist, meint Herr Weißgerber, dass eine schlechte Kindheit oder traumatische Erlebnisse nicht immer ein Grund dafür seien, in die rechtsextreme Szenerie einzusteigen. Herrn Weißgerber zu Folge sind oft die Relativierung des und die Angst vor dem NS-Regime ein Anreiz dafür, sich näher mit dem Rechtsextremismus zu beschäftigen und schließlich, wie auch er selbst, in diese Szene einzusteigen. Daraufhin erklärte Herr Weißgerber den Schülerinnen und Schülern, wie genau man in die Neonazi-Szene einsteige. Seiner Meinung nach sei dies ein langwieriger Prozess, der sich über Jahre hinwegziehen könne. Herr Weißgerber selbst ist durch Freunde und Klassenkammerdaden in die Szene hineingerutscht. Er gründete sogar selbst Jugendorganisationen und sprach auf vielen rechten Demonstrationen als Redner. Innerhalb der Szene habe er auch erlebt, wie öffentliche Orte beschädigt worden sein, um fremde und andersdenkende Menschen einzuschüchtern. Da die Organisationen, denen er angehörte, explizit auch junge Menschen ansprechen wollten, gab es laut ihm Tierschützer, die versucht hätten jüngere Personen vom Rechtsextremismus zu überzeugen. Natürlich gab es aber auch Gegenwind. Besonders im Laufe seines Studiums erzählte Herr Weißgerber, sei er abwertend behandelt worden und hätte gegen den Widerstand aus der Universität gekämpft. Abschließend führte Herr Weißgerber aus, wie er aus dieser Szene ausgestiegen ist. Laut ihm sei dies ein sehr schwieriger Prozess, den man quasi nicht alleine schaffen könne. Zum einen realisierte er zuerst, dass es wenig Sinn mache, was er in dieser rechtsextremen Szene tat. Zum anderen hätten die wiederholten Diskussionen mit verschiedenen Menschen einen großen Effekt auf seine Entscheidungsfindung gehabt. Herr Weißgerber meint, er hatte das Glück, dass auch jemand anderes mit ihm aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollte, was den Prozess, der ohnehin schon sehr kompliziert sei, vereinfacht hätte.
Text: Almir Imeri