Reiseblog: Anja Faust Teil X
So, es ist so weit - der (vorerst) letzte Blogeintrag!
Manche von euch haben mich ja auch in der Schule schon gesehen, und über die herzlichen Willkommensgrüße habe ich mich unheimlich gefreut. Das eiskalte Deutschland lässt mir nun kaum eine andere Wahl als meinen Blog zu vervollständigen.
A) Die Zeitreise:
Wie macht man eine Zeitreise? Man fliegt gen Osten über die Datumsgrenze hinweg. So bin ich in Auckland am 10.1.20 um 18 Uhr losgeflogen, und 10 Stunden später in Santiago de Chile am 10.1.20 um 13 Uhr gelandet.
Wäre der Umgang mit unserer Zeit nur immer so einfach - und wäre er doch nur auch weniger umweltschädlich - aber Schluß mit Träumen, weiter mit der Realität.
B) Die Reise:
Wenn ich angeben wollte, würde ich jetzt behaupten ich habe 3 Länder in Südamerika binnen 48h besucht. Die Realität ist aber, ich habe tatsächlich insgesamt 38h in Flugzeugen und Flughäfen verbracht, sodass ich mir kaum noch etwas schlimmeres vorstellen kann als dort noch mal einen Fuß rein zu setzen - und bin endlich in Quito gelandet.
C) Die Inseln:
Quito liegt unglaublich hoch ~2400m über dem Meeresspiegel - somit ist einfach alles anstrengend. Laufen - anstrengend. Im Bett liegen - geht. Sich im Bett umdrehen - anstrengend. Zum Glück - oder zu meinem Pech - verbringe ich hier nur eine Nacht, bevor meine Tour auf den Galapagos-Inseln los geht. Am ersten Abend lerne ich meine Zimmerpartnerin Alex aus Australien kennen - und später auch die gesamte Gruppe, mit der ich die nächsten 10 Tage verbringe.
Bei Reisegruppen steckt man einfach nicht drin. Man kann Glück haben und mit gleichgesinnten, spannenden Menschen zusammengeworfen werden - oder man hat Pech und ist 10 Tage von Idioten umringt. Ich hatte unverschämtes Glück!
Auf den Inseln haben wir einige Wanderungen gemacht, Vulkane und unwirkliche Landschaften besichtigt, verschiedene Infocenter und Schildkröten-Forschungszentren besucht und Fotos über Fotos von den einzigartigen Tieren auf den Galapagos-Inseln geschossen. Nehmt euch in Acht, wenn ihr in Zukunft nach einem Film im Biounterricht lechzt - es kann damit enden, dass ich begeistert am Board stehe und auf Sachen zeige und rufe "Da war ich schon!" und "Den Vogel habe ich auch gesehen." oder "Übrigens, hier ein paar interessante Fakten zu Blaufußtölpeln..." Wenn ihr das möchtet - ich liefere die Kommentare gerne, wenn wir Zeit für einen Film haben, weil ihr so gut mitgearbeitet habt, dass ich am Schuljahresende gar nicht mehr weiß, was ich euch überhaupt noch beibringen soll. ;)
Okay, nun die Liste der gigantisch interessanten Tiere, die wir beobachtet haben: tausende von Seelöwen und Robben, Iguanas - an Land und im Meer (<3), viele Finken (DARWIN-FINKEN!!!!), Schildkröten - auch an Land und im Meer, Pelikane, Tölpel mit roten und mit blauen Füßen, Rochen aller verschiedener Arten (Spotted Eagle Ray, Manta Ray, Stingray und sogar einen, der aus dem Meer gesprungen ist und sich aufs Wasser hat "klatschen" lassen [es wird vermutet, dass das Rochenmännchen mit dem lautesten Bauchplatscher vom Rochenweibchen als potenzieller Vater der Babys in Betracht gezogen wird]), Haie (White Tip, Black Tip, Galapagos-Shark), Giant Tortoises in den Hochebenen von Santa Cruz, Moränen und viele, blaue Nacktkiemer (meine Lieblingssichtungen bei Tauchgängen).
Auf Santa Cruz haben wir auch "Super Diego" besucht, eine Riesenschildkröte, die viele viele Nachkommen gezeugt und somit das Aussterben "seiner Art" verhindert hat. Bei so wechselhaften Inseln wie den Galapagosinseln ist das Aussterben und Entstehen neuer Arten eigenlich an der Tagesordnung, aber da es bei Diegos Art keine Veränderungen der Natur, sondern menschgemachte Probleme waren, die die Art bedroht haben, ist das schon ein ziemlicher Erfolg und eine schöne Geschichte, dass wir auf der Erde nicht nur alles kaputt machen, sondern auch manchmal etwas Gutes tun und Tieren helfen mit den Problemen, die wir geschaffen haben, umzugehen.
Das war übrigens einer der Punkte, der mir besonders an meinen Mitreisenden gefallen hat - anders als in viele Destinationen dieser Welt, waren die Touristen hier alle ähnlich - und zwar ähnlich gut. Es wurde kollektiv eine respektvolle Distanz gehalten, an Tiere angenährt wird per Zoom und sicher nicht näher als 2m, denn ab da wird es den Tieren auch unangenehm. Und obwohl die Tiere nicht flüchten, hält man sich dran. Wer die Galapagosinseln besucht scheint wirklich etwas für Tiere und die Natur übrig zu haben - wie wunderbar! (Kein Sarkasmus.)
Unsere Reisegruppe hatte auch diesmal 18 jährige zu bieten. Und wenn ihr dachtet ich war schon von Maria geplättet, hört euch an was Laurenz und Karina machen: sie sind zwei Freunde, die sich im Australienaustausch vor einigen Jahren kennengelernt haben, bereisen gemeinsam die Galapagosinseln, in ihrem Urlaub von den sozialen Einrichtungen in Paraguay und Uruguay, wo die beiden mit benachteiligten Kindern arbeiten, ihnen Essen und Ablenkung bieten (also jeder der beiden in einem Land). Hut ab! Nicht nur ich war von so viel Engagement und Reife geplättet. Falls jemand von euch nach dem Abitur auch auf ein solches Projekt Lust hat, ich habe von beiden die Handynummern und kann sicher mindestens rausfinden welche Organisation das war - wenn nicht sogar eine Q&A-Stunde mit den beiden organisieren. Wenn ich es aber richtig zusammengezählt habe, ist es die gleiche Organisation, mit der auch schon zumindest eine Schülerin vom GBG in Malaysia an Schulen gearbeitet hat - also seid ihr keine Fremden, wenn ihr dort ankommt.
Damit ich das Wort Galapagosinseln jetzt nur noch ein mal Tippen muss, beende ich hiermit auch den Bericht über diese 10 Tage mit unserem Rückflug nach Quito, wo ich noch mal zwei Tage die Stadt erkundet habe, bevor mein langersehnter Flieger nach Hause startet.
Quito selbst ist übrigens auch echt sehenswert - vom Panecillo (Brötchen - so heißt der Berg da) kann man die Stadt überblicken und versuchen die Anzahl der Häuser die man dann sieht erst mal zu verarbeiten. In der Altstadt gibt es eine ziemlich besondere Basilika zu sehen, die mit südamerikanischen Tieren statt Löwen und Gargoyles geschmückt ist - man sieht Ameisenbären, Schildkröten, Affen, Iguanas und Alligatoren.
Doch der Drang nach Hause zu kommen war nun da: Monatelang immer die gleichen 6 Shirts und 2 Hosen tragen, aus dem Koffer leben, keine wirkliche Zeit für sich oder Platz für sich zu haben, einfach mal Ausschlafen und einen Tag "nichts-tun" - das habe ich sehr vermisst.
Nachdem ich jetzt eine Woche zu Hause war, habe ich die meisten meiner aus der Reise entstandenen Sehnsüchte bereits wieder stillen können - das mit dem Nichts-Tun ist leider bisher noch nicht so ganz gelungen, aber ich bleibe dran.
Beim nächsten Besuch in der Schule versuche ich mich rechtzeitig anzukündigen, damit alle Zeit für mich haben. :)
Bis bald in Rheinfelden
Anja Faust