Kia ora ataahua,
A9
nun kommt er, der richtige Blog.
Direkt nachdem ich euch von Maria geschrieben habe, habe ich doch
tatsächlich die Bestätigung bekommen, dass unsere Schüler genau so
sein können. Am nächsten Tag habe ich nämlich mal wieder mit
ehemaligen Schülern Kontakt aufgenommen – und erfahren, dass nicht nur
ich in Sydney bin, sondern auch eine meiner ehemaligen Schülerinnen –
wie weit voneinander weg fragt ihr euch? Im selben Hostel!


Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie stolz man auf etwas sein
kann, zu dem man vermutlich sehr wenig beigesteuert hat – aber ich
hoffe einfach, dass ich ein bisschen am Erwachsenwerden beteiligt war.
Wir waren auch noch nachts Possums im Hyde Park bestaunen und haben
ein paar Geschichten ausgetauscht über unsere Reisen. Fast zu cool um
wahr zu sein, aber echt passiert. :)
So, nun mal wieder ein Lebenstipp: Wenn ihr auf eine solche Reise
gehen wollt, hilft es sehr, wenn ihr schon VORHER kochen lernt. (z.B.
in meiner AG, wenn ich sie nächstes Jahr wieder anbieten kann?! ;)) In
Hostels gibt es nämlich sehr oft “Free Food” Regale oder Boxen, wo man
normal nur die Essentials findet, also Mehl, Zucker, Salz, Pfeffer,
Öl. Manchmal verrücktes, wie Kartoffeln und Zwiebeln. Wenn man dann
weiß, wie man Fladenbrot, Pfannkuchen und Brägele macht, isst man den
ganzen Tag kostenlos UND steuert dazu bei, dass weniger Lebensmittel
weggeworfen werden. Win für euch, Win für den Verschenker und Win für
die Erde. :)
Nun die Antwort auf die Frage, die sich aus meinem Newsflash
wahrscheinlich ergeben hat – wie viel von den Bushfires habe ich
mitbekommen?
Am Donnerstag den 20.12.19 wurde ich um ziemlich genau 4 Uhr wach –
morgens. Weil es überall nach Rauch gerochen hat. Aber es kam kein
Feueralarm. Da die Bushfires dort schon brannten und auch schon
bekannt war, dass der Wind in unsere Richtung weht, habe ich weiter
geschlafen – mit einem etwas mulmigen Gefühl.
Als ich dann wirklich aufgestanden bin, kam in den Nachrichten schon
die Ankündigung, dass der ehemalige Rekord für den heißesten Tag in
Australien heute vermutlich gebrochen wird – was später auch passiert
ist.
EIGENTLICH wollte ich meinen letzten Tag in Sydney am Strand
verbringen, aber beim Verlassen des Hostels hat der Hals sofort
angefangen zu kratzen – die Luft riecht nach Rauch, alles ist
vernebelt. Es ist außen kaum auszuhalten. Aber wie ihr vielleicht
gerade aufmerksam gelesen habt: das war auch schon mein letzter Tag.
Also statt Strand früh zum Flughafen und hoffen, dass alles klappt. Am
Flughafen beobachten viele den Himmel, der gelb-grau wird im Laufe des
Tages, aber mein Flug geht und ich kann das Land rechtzeitig verlassen
bevor es für mich gefährlich wird.
Anders als andere – Menschen und Tiere. Die Katastrophe von so nah zu
betrachten und nicht helfen zu können ist auch kein schönes Gefühl. In
Neuseeland ist alles sicher und eher ziemlich kühl. Ab und zu regnet
es. Wie ungerecht alles erscheint, während keine 4h Flug entfernt
Menschen und Tiere verbrennen, ist es hier ein bisschen frisch, sodass
man sich fast à la “Was ist denn das für ein Sommer?” aufführen würde,
wüsste man nicht, das im Nachbarland die Hölle auf Erden herrscht.
In Neuseeland reise ich mit einem Campervan von einem Traumziel zum
nächsten. Ich starte in Christchurch – mit dem Van abholen und eine
Erstausstattung besorgen. Auch auf Campingplätzen gibt es oft die
Essentials in Free Food Boxen, aber bei 3 Wochen Aufenthalt macht man
die Packungen ja auch leer und ich kaufe das meiste selbst ein. Eine
Nacht in Christchurch reicht dann aber auch, es ist nämlich halt
einfach eine Stadt – die sind in Neuseeland nicht so dolle, weil das
Land ja ziemlich jung ist. Die ganze Architektur unterscheidet sich
also grundlegend von dem was man in Europa so kennt . Hier gibt es
kaum wirklich alte Gebäude. Die Städte sehen alle ziemlich gleich aus.
Die Ziele auf der Südinsel waren: Lake Tekapo – wo man vom Bett im Van
aus die Milchstraße sehen kann. Geht man ins ein bisschen dunklere
näher am See, sieht man sogar noch mehr Sterne. Unfassbar schön!
Heiligabend mache ich eine Rundfahrt in Milford Sound mit dem Boot.
Das soll den norwegischen Fjorden unglaublich ähneln – sobald ich in
Norwegen war versuche ich euch das zu bestätigen. Es gibt kaum
Wasserfälle zu sehen, weil es entgegen der normalen Wetterlage hier
heute nicht regnet (was ich ziemlich gut finde!). Unterwegs treffe ich
auch einen Kea. Keas sind ziemlich große, dunkelgrüne, sehr
intelligente Papageien, die gerne alle Gummidichtungen aus Autotüren
zuppeln oder Scheibenwischer abreißen um damit zu spielen. Da ich
schon weiß, was ein Kea ist, passe ich gut auf den Van auf, als ich
den Vogel sehe – und freue mich wie ein Schneekönig über diese
Sichtung. So ein tolles Tier.
Leider kommt es wie es kommen muss: in Neuseeland scheinen
Verleihfirmen einen besonderen Trick zur Instandhaltung ihrer Autos zu
haben: warten bis was kaputt geht und dann die dummen Touris das Auto
in die Werkstatt bringen lassen. Es ist das Vermeidbarste überhaupt
passiert: meine Bremsen waren unten – und mit unten meine ich komplett
unten. Metall auf Metall. Und das in Milford Sound – wo man a) 2h lang
fahren muss um wieder Netz zu haben und b) immer
bergauf-bergab-bergauf-bergab fährt. Klasse.
Statt meiner geplanten Wanderung fahre ich also in eine Werkstatt,
nachdem ich den Kundenservice erreicht hab – und mit viel Glück werden
mir dort noch die Bremsbeläge gewechselt. Dass die Spur falsch
eingestellt ist und die Bremsscheiben nach der Tortur für mich UND das
Auto wahrschenlich auch nicht mehr in Ordnung sind, kann man jetzt
nicht ändern. Pro Tip: sofort bei der Firma melden und beschweren: für
so was kann man wenigstens seinen Mietpreis für den Tag zurück
bekommen – die Zeit ist leider trotzdem weg.
Der nächste Stop liegt an der Ostküste der Südinsel: da war ich noch
nie! Also spannend, ob es sich lohnt. Kurz gesagt: Nein!
Die Fahrt dort hin ist lang und langweilig, die Gegend dort ist von
Viehwirtschaft geprägt (man sieht NUR Kühe und Schafe). Wenn ihr mal
dort seid und unbedingt an die Ostküste wollt: Kaikoura ist schön, da
war ich schon. Und Dunedin habe ich mir sagen lassen auch, so weit
südlich war ich aber auch diesmal nicht. Dazwischen sind nur Moeraki
und Oamaru erwähnenswert. Moeraki hat die Boulders, die ihr im
Newsflash gesehen habt. Oamaru hat einen Strand, wo Pinguine leben
(Dämmerungsaktiv!) und Robben in der Sonne liegen können. Alles davon
ist es nicht wert so weit zu fahren, aber wenn ihr schon dort seid,
ist es es wert anzuhalten und die paar Perlen der Ostküste zu
genießen.
Hanmer Springs habe ich letztes Mal nur im Vorbeifahren gesehen, weil
ich vor 8 Jahren genau das gleiche mit meinem Van damals hatte – nur
Werkstattbesuche statt Sightseeing. Diesmal ist der Van schon vor
Hanmer Springs schon in Ordnung und ich kann in der Therme mit einer
Wahnsinnsaussicht entspannen.
Auf dem Weg zum nächsten Stop finden sich noch die Maruia Falls bei
Maruia, wo ich zum ersten mal ein “Weka” sehe. Auch ein
neuseeländischer Vogel, den ich bisher nicht kannte. Der nächste Stop
ist Motueka, von wo aus die coolste Tour überhaupt startet – Kayak &
Hike Abel Tasman. Der Abel Tasman Nationalpark ist ganz im Norden der
Südinsel und ein Traum aus Sandstrand, Farnpalmen und unberührter
Natur. Meine Ganztagestour ist unglaublich anstrengend, weil beim
Kayaken Gegenwind und hohe Wellen aufkommen – aber es ist es sowas von
wert. Für alle die mich in Klasse 6 in Bio mal hatten: den Tui und das
Pukeko, die ihr aus der Legende über den Kiwi kennt, habe ich heute in
freier Wildbahn gesehen. :) Der Kiwi und der Pipiwhanaurora fehlen mir
leider noch. Sind aber auch schwerer zu finden.
Nach dem Übersetzen auf die andere Insel mit der Fähre, geht es direkt
in mein Lieblingsmuseum. Das Te Papa in Wellington ist so traumhaft
gut gemacht – es erzählt die Geschichte Neuseelands und der Maori, die
es vor Jahrhunderten besiedelt haben. Man sieht alles über die Natur
Neuseelands – und die Aufmachung kann man gar nicht gut genug
beschreiben, um zu zeigen, wie genial es ist. Wenn ihr jemals in
Wellington seid: geht da hin, (fast) egal was ihr anderes dafür
weglassen müsst.
Weiter geht’s nach Ohakune – und es klingt als wäre ich schon ewig
hier, aber wir sind immernoch in 2019! Silvester verbringe ich nämlich
in Ohakune, wo in etwa 4 Rakten insgesamt gestartet werden. Hier macht
man nämlich etwas anderes als lange wach bleiben – man steht früh auf.
Und genau so beginnt mein 2020 um irgendwas nach 5 – damit ich den Bus
um 6:30 Uhr bekomme. Klingt verrückt? Ist es aber wert!
Zum zweiten Mal in meinem Leben mache ich das Tongariro Alpine
Crossing – also den Schicksalsberg aus Herr der Ringe besichtigenl,
für die Nerds unter euch. Die Wanderung ist 19,4 km lang, bringt einen
an die Grenzen und belohnt einen dafür mit unglaublichen Aussichten.
Egal wie kaputt ich danach war – ich würde sie immernoch nochmal
machen! Und dann wahrscheinlich nochmal! Dass auf den Flyern steht
“High Level of Fitness required” ist dabei übrigens kein Scherz. Es
ist heftig anstrengend und einige, die sich überschätzt haben, drehen
unterwegs um. (Mehr) Training vorher wäre sinnvoll gewesen.  Als bei
euch mit Böllern und Raketen 2020 begonnen hat, stand ich am höchsten
Punkt der Wanderung und habe den Red Crater, den Schicksalsberg und
die Emerald Lakes bestaunt.
Unterwegs über die Nordinsel führt mein Weg (wiedermal) durch Taupo,
da war ich diesmal bei den Craters of the Moon, die ich nicht kannte.
Auf jeden Fall viel besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als Te Puia im
“benachbarten” Rotorua. Man sieht den heißen Dampf aus dem Boden
steigen, an manchen Stellen blubbert Schlamm, überall riecht es nach
Schwefel. Interessant, aber reicht eigentlich, wenn man das ein mal
gesehen hat.
Es war ja auch nur ein Stop auf der Route zu einem weiteren Highlight,
das ich vor 8 Jahren so genossen habe, dass ich es noch mal machen
wollte – Hobbiton. Das Filmset von Herr der Ringe und Der Hobbit für
das idyllische Örtchen Hobbiton. Es ist schon krass voll da – aber so
gut organisiert, dass man echt nur staunen kann. Diesmal konnte man
sogar in den Grünen Drachen gehen und eine Auswahl an Getränken
probieren – als ich letztes Mal hier war, stand der Dreh vom Hobbit
noch aus und viele Teile durften nicht betreten werden.
Dann kam noch die Coromandel Halbinsel (überbewertet), mit Cathedral
Cove (kann man sich schenken) und Red Beach (netter Campingplatz da),
bevor ich meinen Van abgebe und mich in die Stadt aufmache. Ein paar
Tage Auckland später kann ich meine Aussage nur noch mal bestätigen:
die Städte sind hier halt alle sehr ähnlich. Die Free Walking Tour
lohnt sich wie immer (außer in Perth), man bekommt einen tollen
Überblick und sieht einige Straßen und Streetart die man nicht selbst
gefunden hätte. Der Vorteil an Städten für mich: viel veganes Essen,
das man nicht selbst zubereiten muss. Und es gibt Katzen-Cafés.
Immerhin hatte ich genug Zeit zu packen für meine nächsten Abenteuer:
sie umfassen: eine Zeitreise (ehrlich!!!), Chile, Peru und Ecuador in
weniger als 2 Tagen und die Galapagos-Inseln. Aber darüber schreibe
ich, wenn ich es erlebt habe.

Also in 10 Tagen. Bis dann!

Liebe Grüße

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