Reiseblog: Anja Faust - Teil II

Hier kommen weitere Infos, aktuell schreiben wir Tag 36 meiner Weltreise.
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Dementsprechend viel ist zwischendurch passiert und ich erzähle euch das ein oder andere davon.
Zuersteinmal erzähle ich euch von der Reisegruppe.


Geplant war eine 3-wöchige Überlandfahrt mit einem Truck, bei der man alle Highlights von Johannesburg bis Kapstadt erleben sollte.
Leider lief vieles nicht ganz so wie geplant, manches war dafür aber fantastisch.
Die Reise startete in Midrand, ca. 30 Minuten nördlich von Johannesburg, wo sich herausstellte, dass die “internationale” Gruppe zum größten Teil aus deutschen Lehrerinnen bestand – da versucht man ein mal dem Land zu entkommen, und dann so was. Aber zum Glück alles sehr umgängliche Menschen und es war okay.
Der erste Stop der Tour war tatsächlich eins der absoluten Highlights von Südafrika – der Kürger-Nationalpark. In “festen Zelten”, die kleinen Schlössern glichen, wurden wir immer zu zweit untergebracht und konnten von unserer Veranda aus die Elefantenspuren, manchmal auch die Elefanten selbst sehen.
Eine kleine, unvollständige Liste der Tiere, die ich im Krüger gesehen habe:
Löwen, Giraffen, Elefanten, Zebras, Gnus, Büffel, Geparden (!!!), eine Hyäne, Wildhunde, Impalas, Warzenschweine, Termiten – alles aus nächster Nähe und meistens sogar mit Jungen. Sehr beeindruckend, besonders die Löwen, denen man im Krüger ziemlich auf die Pelle rücken kann, ohne dass es sie auch nur annäherend stört.
Nach dem Krüger stand Swaziland auf dem Programm, leider ging hier etwas gehörig schief, da unser Guide nicht wusste, was er macht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Glück ihr mit unseren wahnsinnig gut organisierten Lehrkräften in Rheinfelden habt – denn so etwas würde keinem von euch jemals passieren, zum Glück.
Wir steuerten ohne Handynetz auf unser Ziel, ein Campingplatz in der Nähe eines Nationalparks, zu. Als wir Lichter sahen, dachten wir, wir wären da. Der Truck ist aber weiter gefahren, auch durch mehrere Tore.
Und zwar direkt in einen Nationalpark hinein. Die Straßen in Südafrika und vor allem in den Nationalparks sind sicher nicht für solche Trucks ausgelegt. Es war stockfinster und wir sind ganze 1,5h durch den Park geirrt. Die Bäume kamen immer näher, zu den Fenstern rein. Die Fenster mussten geschlossen bleiben, drohten aber unter dem Druck der Äste von außen zu bersten. Die Luft innen wurde unerträglich stickig und heiß. Zur Angst vor wilden Tieren kam noch die Angst vor den dazugehörigen Wilderern dazu. Denn der Park, in dem wir nun im Dunklen umherirrten, beherrbergt unter anderem Nashörner. Wilderei ist hier ein großes Problem.
Wir hatten wirklich Angst.
Nach einigen Drehungen, bei denen Bäume dran glauben mussten, kamen wir zu genau dem Camp, an dem wir anfangs vorbei gefahren sind – und unser Guide wollte uns nun den Helden vormachen, dass er es gefunden hätte. Wir hatten es aber vorher bereits gesehen und waren stinksauer.
Im Nachhinein gesehen, hätte ich dem ersten Instinkt folgen und die Reisegruppe bereits hier verlassen sollen. Es wurde zwar zum Glück nicht noch mal so brenzlig, aber nicht wirklich berauschend.
Einige Türen des Trucks, sowie der gesamte Lack, waren nach dieser Aktion sichtlich mitgenommen.

Am nächsten Tag konnten wir im Hellen in den Nationalpark fahren und die Tiere beobachten. Leider glich dieser Park mehr einem Zoo, denn die Tiere waren in riesigen Gehegen untergebracht – aber in jeweiligen Zonen. D.h. wir wussten jeweils genau nach welchen Tieren wir in welchem Gehege suchen sollten und fanden sie auch immer. Irgendwie schon schön und im Vergleich zu einem normalen Zoo, in dem die Tiere verrückt werden vor Enge, ein wahres Paradies. Aber eben ohne den Nervenkitzel aus einem richtigen Nationalpark, in dem man eben nicht weiß, welches Tier wo zu sehen ist – und auch mal Gefahr läuft nichts zu sehen.

Am Abend hat die Gruppe neben uns Babyskorpione gefunden und uns gezeigt (ja, giftige) und auch eine Mosambikanische Speikobra gefunden und leider getötet. Hätten sie gewusst, dass der Koch unserer Tour ein echter Schlangenexperte ist, hätte sie nicht sterben müssen.
In Swaziland gibt es noch “ursprünlich” lebende Gemeinden, in die wir auch gegangen sind. Dort sind für Frauen Hosen verboten, für Männer Hüte. Dafür ist die Polygamie erlaubt, wird aber kaum noch ausgelebt. Offensichtlich war den älteren Generationen die Show wichtiger als den Kindern, die mit ihren 9-14 Jahren schon sehr gut Englisch sprechen konnten und sich sehr lieb mit uns unterhalten haben.

Die Tour führte uns weiter nach St. Lucia, einem Touristenort. Dort gibt es wilde Nilpferde und Krokodile, die sehr schön zu beobachten waren. Außerdem durften wir Zulu-Bier probieren, was überhaupt nicht gut schmeckt, und ein paar Phrasen Zulu lernen.
In der Nähe gab es den ältesten Nationalpark Südafrikas zu besuchen – Umfolozi, wenn ich es jetzt richtig geschrieben habe. Dort konnten wir wieder Zebras, Giraffen, Paviane und Nashörner, sowie Elefanten und ihre Kleinen beobachten.

Die Weiterreise führte nach Durban – eine Stadt am Meer mit tollem Strand und leckeren Restaurants. Von dort aus ging es weiter über die Nelson Mandela Capture Site, wo nun auch ein großes Denkmal zu seinen Ehren steht, mitsamt einem Museum.

Dann folgten die Drakensberge. Die Landschaft unterwegs veränderte sich von Stunde zu Stunde. Es ist wahnsinnig interessant zu sehen, wie verschieden ein Land sein kann, wenn es doch nur riesig genug ist. Die Wanderungen in den Drakensbergen waren atemberaubend, jedoch auch bedrückend. Denn während wir dort waren, mussten wir auch mit ansehen, wie große Teile der Landschaft einfach verbrannten. Denn vermutlich hatten Touristen versucht in den Büschen ihr Klopapier zu verbrennen – oder achtlos eine Zigarette entsorgt. Aufjedenfall hat dies zu einem riesigen Brand geführt. Die Feuerwehr hier ist nicht ausgestattet wie bei uns, niemand bezahlt für Löschflugzeuge. So müssen die Feuerwehrleute hier mit 20L-Kanistern auf dem Rücken und in den Händen losmarschieren und versuchen gegen die Flammen und den Wind der diese immer wieder auflodern lässt anzukämpfen. Dass keiner aufgibt ist wirklich heldenhaft. Bereits am ersten Tag mussten viele Feuerwehrleute im Krankenhaus versorgt werden wegen Rauchvergiftungen. Und Kinder, wir reden hier von einem Nationalen Denkmal – einem Nationalpark. Es ist traurig, wie wenig Geld die Regierung dafür in die Hand nimmt. Vor allem wenn man bedenkt, dass 7% der gesamten Berufe in Südafrika nur dank Tourismus erhalten bleiben.

Der nächste, nennenswerte Ort ist Maseru – die Hauptstadt von Lesotho und wahrscheinlich eine der gruseligsten Städte der Welt. Selbst in unserem riesigen Truck hatten wir etwas Angst an Ampeln anzuhalten. Die Stadt ist nicht nur arm, sondern auch von Kriminalität heimgesucht. So waren wir froh, dass es nur ein mal durch fahren war und keine Übernachtung. Denn wo wir am Ende in Lesotho blieben, war ein Paradies. Es heißt Malealea Lodge und ist das einzige “Hotel” dieser Art in Lesotho. In kleinen Hütten, weitab von großen Städten, übernachtet man. Der Strom kommt aus der Sonne (also nur Solarenergie), das Wasser aus einer Quelle, gekocht wird nur mit Gas. Geheizt wird gar nicht.
Das ist bei Temperaturen im einstelligen Bereich eher nicht so angenehm, aber für wenige Tage auszuhalten. Im Dorf Malealea haben wir das Leben der Leute dort kennengelernt. Es ist sehr einfach, aber auch sehr schön. Die jungen Menschen zieht es zum Studieren dann aber auch in die Städte und raus aus dem Dorf. Im Dorf gibt es eine schöne Schule, die einzig und alleine durch Spendengelder gebaut werden konnte. Und sie ist wirklich schön geworden.

Unser letzter Stop, bevor wir die Reisegruppe vorzeitig verlassen wegen den vielen Dingen die unterwegs schief gegangen sind, ich aber im Blog nicht erwähnt habe, ist das Valley of Desolation. Es ist der Wahnsinn. Der Nationalpark dort ist vor allem für die Landschaft interessant, aber es gibt auch noch einige Tiere dort, die ich vorher nicht gesehen hatte. Mountain Zebras, Strauße und die größte Antilope Südafrikas (Eland).
Nach dem kurzen Stop geht es durch den Addo (Elephant) National Park weiter Richtung Unterkunft. Unterwegs sehen wir eine Leopard Tortoise, Schabrackenschakale, Elefanten mit mini mini kleinen Babys, riesige Kudus und viele Mangusten (zu denen auch die Erdmännchen gehören).
Die letzte Unterkunft ist eher nicht so toll, die Entscheidung die Gruppe hier zu verlassen war gut.

Port Elizabeth spricht direkt für sich mit wahnsinnig leckerem, veganem Essen und einem schönen, kleinen Flughafen, von dem aus die Reise schnell nach Kapstadt geht.

Alles, was man in Kapstadt machen muss, hat nun seine Zeit.
Das Hotel nennt sich selbst einen “Happy Place” und macht dieser selbstverliehenen Auszeichnung alle Ehre. Es ist ein Hotel in dem man gerne bleibt.
Trotzdem gibt es viel zu sehen:
Die Stadt selbst, Bo Kaap, das V&A Waterfront, den ältesten Leuchtturm der Stadt, die Botanischen Gärten in Kirstenbosch, Weingüter, das Kap der Guten Hoffnung (Delfine), Boulders Beach (Pinguine), Simon’s Town (Wale), den Tafelberg (Klippschliefer und ein Karakal), das Castle of Good Hope und der Greenmarket Square – eine sehr beliebte Touristenfalle.
Kapstadt hat wahnsinnig viel zu vielen und die 9 Tage gingen schnell vorbei.

Nach Kapstadt steht nun erstmal nur eins auf meinem Plan: Arbeiten!

Im Gegensatz zu (den meisten von) euch arbeite ich bereits seit einer Woche wieder. Diesmal aber nicht an Unterrichtsplänen, Klassenarbeiten und Vokabeltests, sondern beim Cheetah Outreach.
Das Cheetah Outreach ist eine non-profit Organisation, die sich zum Ziel gemacht hat die wenigen Geparden, die in Südafrika noch in freier Wildbahn leben zu schützen.
1900 gab es weltweit noch etwa 100,000 Geparden. Heute sind es gerade so über 7000. Und da sind die in Zoos und Nationalparks “gefangenen” schon mitgezählt.
Was die Evolution in ca. 4 Mio. Jahren geschaffen hat, hat der Mensch in ~100 Jahren fast vernichtet.
In unserer Hauptstelle gibt es 11 Geparden, die man sogar treffen und streicheln kann. Sie sind ausgebildete Botschaftertiere, die vor allem die Kinder der Region dazu animieren sollen das nutzlose Töten der Geparden zu beenden.
Unser Programm besteht hauptsächlich darin Anatolische Schäferhunde zu züchten, auszubilden und kostenlos an Farmer herauszugeben. Wir übernehmen die kompletten Kosten für den Hund im ersten Jahr, inklusive Futter, Tierarztkosten und Impfungen. Die Farmer müssen sich nur darauf einlassen für dieses Jahr weder Gift, noch Fallen, noch Waffen gegen die Geparden einzusetzen.
Ihr fragt euch sicher, warum ein klar denkender Mensch das überhaupt machen würde.
Auf einer ungeschützten Farm kommt es pro Jahr zu bis zu 35-40% Verlust an Tieren, wie Schafen, Ziegen oder sogar Rindern. Durch Wildtiere. Man kann hier also auch die Seite der Landwirte verstehen, die nur versuchen ihre Existenz zu schützen.
Nun kommt das geniale – unsere Hunde sind in der Lage, alleine durch ihre enorme Größe und ihren tollen Beschützerinstinkt, diese Verluste auf zwischen 0-5% zu reduzieren. Ohne dass ein Tier oder ein Mensch zu schaden kommt.
Naja, dass das Programm absolut genial ist und durch seine grandiose Effektivität auch großen Zuspruch bekommt, brauche ich glaube ich nicht mehr besonders hervorzuheben.

Als Freiwillige ist es hier meine Aufgabe die Gäste herumzuführen, unsere Tiere vorzustellen, die Tiere zu füttern und ihre Hinterlassenschaften wegzuräumen, die Gehege zu pflegen, die Tiere zu bespaßen und ab und an das ein oder andere Gepardenbaby beim Schmusen zum schnurren zu bringen.

Die Arbeit hier ist wirklich schön – und ich kann euch nur sagen: macht euch keine Sorgen um mich, mir geht es hier wirklich mehr als nur hervorragend.

Liebe Grüße aus Somerset West
Anja Faust