Rheinfelder Gymnasium ist jetzt Schule mit Courage
Alle waren sie gekommen – Schüler, Lehrer, Eltern, Vertreter der Stadt und Ehrengäste drängten sich am Montag, 15. Juli, im Lichthof des Georg-Büchner-Gymnasiums. Gespannt verfolgten sie die Aufnahme des GBG in das bundesweite Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Pate Samuel Koch.
Schulleiter Volker Habermaier eröffnete die Feierlichkeiten mit einer kurzen Rede, in der er allen Beteiligten dankte, die dem GBG zur Aufnahme in das Netzwerk verholfen hatten. Bereits im Winter hatte sich die überwältigende Mehrheit der am Schulleben Beteiligten durch ihre Unterschrift zu den Werten von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bekannt. Gemeinsam wollen sie einschreiten, sobald die Diskriminierung von Menschen mit anderen Überzeugungen, anderer Abstammung oder anderer sexueller Orientierung spürbar wird.
Die stellvertretenden Schülersprecher Finja Buchholz, Lara Ehrenreich und Daniel Bojti veranschaulichten anschließend, was dieses Bekenntnis konkret bedeutet. Sie zeigten einen Ausschnitt aus dem Theaterstück, das sie im Frühjahr selbst geschrieben und allen Mitschülern sowie dem Kollegium vorgeführt hatten. Zu ihrem Bühnenstatement gegen Homophobie waren sie anschließend sogar von der „Schwulen Welle“ bei Radio Dreyeckland interviewt worden.
Danach verlieh Landeskoordinator Markus Schädle dem Gymnasium offiziell den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Um Teil des Netzwerks zu bleiben, muss das GBG nun jährlich eine Aktion gegen Diskriminierung durchführen und diese gegenüber der Landeskoordination dokumentieren.
Anschließend war es endlich so weit: Samuel Koch hielt Einzug. Wegen eines Autobahnstaus waren er und seine Mutter etwas verspätet eingetroffen. Frenetischer Jubel und donnernder Applaus empfingen den Schauspieler, als er im Lichthof eintraf. Mit berührenden Worten wandte er sich an die Schüler, die ihn zwei Wochen zuvor mit großer Mehrheit zu ihrem Projektpaten gewählt hatten. Koch betonte die Bedeutung des Netzwerks. Jeder Mensch sei wertvoll, völlig unabhängig von äußeren Merkmalen. Dazu fand er ein treffendes Beispiel aus der eigenen Schulzeit. In der Grundschule sei er ein guter Schüler gewesen, aber auf dem Gymnasium in Weil am Rhein habe er schnell die erste 5 in Englisch erhalten. Daraufhin habe sein Vater ihm einen Jojo geschenkt und gesagt: „Für mich bist du immer eine Einsplus.“ Koch betonte die liebevolle Zuwendung, die er immer wieder erfahren habe – unter anderem von seinem ehemaligen Deutschlehrer Hubert Wischnewski. Der war, als ehemaliger Schulleiter des GBG, unter den Ehrengästen und nickte sichtlich gerührt.
Koch und die Schüler des GBG haben gemeinsam viel vor in den nächsten Jahren. Im Gespräch nach Veranstaltungsende schlug er Schülern vor, ihn am 9. November nach Berlin zu einer Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal zu begleiten. Die Schüler waren begeistert und auch Schulleiter Volker Habermaier zögerte nicht lange: „Die mündliche Zustimmung ist hiermit erteilt, die schriftliche wird folgen.“
Die Badische Zeitung (Rheinfelden) berichtet am 18.7.19